Quelle: Freie Presse / Chemnitzer Zeitung / von Jan-Dirk Franke
Der DDR-Fernsehkoch prägte die ostdeutsche Esskultur, nun wird sein kulinarisches Erbe der Wissenschaft zugänglich gemacht. Der Köcheverein Chemnitz brachte erste Stücke nach Dresden.
Der gebürtige Erzgebirger war einer von zwei TV-Köchen in der DDR und galt als Koryphäe in der Küche: Kurt Drummer. Nun bekommt der Nachlass der im Jahr 2000 in Chemnitz verstorbenen Kochlegende einen Platz im Deutschen Archiv der Kulinarik in der Landesbibliothek Dresden (SLUB). Der Köcheverein Chemnitz übergab am Samstag die ersten Stücke an das Archiv, darunter neben diversen Urkunden auch Drummers extra für das Fernsehen angefertigte gelbe Kochmütze. “ Wir haben lange nach einem guten Ort dafür gesucht“ , sagte die Vorsitzende des Köchevereins, Claudia Lappöhn. Es bringe nichts, wenn das Material im Keller oder zu Hause liege. So könne es nun von der Wissenschaft und dem interessierten Nachwuchs genutzt werden.
Lappöhn war am Samstag mit rund 50 Kolleginnen und Kollegen von Köchevereinen aus Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau zur Unterzeichnung der Schenkung in die Landesbibliothek gereist. Die Bibliothek sprach von einem „prominenten Neuzugang“ . Drummers Nachlass ergänze die bisherigen Bestände des Archivs der Kulinarik an wichtiger Stelle, denn er sei als Fernsehkoch in der DDR eine Institution und ein ausgewiesener Kenner seines Fachs gewesen, so SLUB-Generaldirektorin Katrin Stump.
Den gesamten Nachlass will der Köcheverein am 4. März im Hotel “ Chemnitzer Hof“ in Chemnitz ein letztes Mal öffentlich präsentieren und danach der Bibliothek übergeben. Dazu gehörten laut Lappöhn unter anderem Kochbuchsammlungen und die handschriftlichen Aufzeichnungen Drummers. Man habe allerdings noch nicht alles vollständig gesichtet. Zwei Umzugskartons mit Material seien noch unangetastet. Die Veranstaltung in dem Hotel ist öffentlich und beginnt 17 Uhr. Der „Chemnitzer Hof“ war eine seiner Wirkungsstätten, hier erlernte er auch das Kochhandwerk. Drummer wurde 1928 im erzgebirgischen Gornsdorf geboren. Ab 1946 arbeitete er bei renommierten Köchen, unter anderem auf der Wartburg, im Hotel “ Elephant“ in Weimar und in Chemnitz. Ab 1958 war er im Fernsehen zu sehen. Er drehte bis 1983 rund 650 Folgen von “ Der Fernsehkoch empfiehlt“ . Mit seinen TV-Auftritten und Kochbüchern prägte er nachhaltig die ostdeutsche Esskultur. Von 1965 bis zur Wende war Drummer zudem Chefkoch der Interhotel-Kette in der DDR. Er nahm an internationalen Kochwettbewerben teil und sicherte sich rund 30 Auszeichnungen und Medaillen.
Das Archiv der Kulinarik in Dresden wurde im Oktober 2022 gegründet, gehört aber mit seiner Sammlung von Handschriften, Büchern, Menükarten und Gebrauchsgrafiken bereits heute zu den bedeutendsten seiner Art in Deutschland. Zu den Highlights zählen die Sammlungen von Ernst Birsner, Walter Putz, Wolfram Siebeck und Eckart Witzigmann.